Sparkassen tragen große Verantwortung
Die Sparkassen als Kind der Aufklärung und der individuellen und kommunalen Selbstbestimmung - so stellte Helmut Schleweis in seiner Grundsatzrede beim Deutschen Sparkassentag die Idee der öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute in den ganz großen Zusammenhang.
Denn die preussischen Kommunen gewannen mit den Stein-Hardenbergschen Reformen eigene Kompetenzen vor Ort, die sie mit Sparkassen wirtschaftlich ausfüllen konnten: "Je mehr soziale Umbrüche das 19. Jahrhundert mit sich brachte, umso wichtiger wurde dies zur Stabilisierung der Gesellschaft", betonte der DSGV-Präsident.
In dieser Rolle seien die Sparkassen nach wie vor unentbehrlich: "Wir stehen für finanzielle und damit gesellschaftliche Teilhabe", so Schleweis: "Eine Teilhabe, die Menschen sich selbst erarbeiten. Das ist eine große gesellschaftliche Aufgabe. Und sie ist auch im 21. Jahrhundert noch nicht erledigt." Im Gegenteil sieht der DSGV-Präsident Wirtschaft und Gesellschaft vor tiefgreifenden Umbrüchen durch die fortschreitende Globalisierung und Digitalisierung. Diese großen Trends gelte es für die Menschen zu gestalten: "Aus Erfahrung wissen wir Sparkassen: Grundlegende wirtschaftliche Umbrüche sind auch mit tief greifenden sozialen Änderungen verbunden", erklärte Schleweis - und erinnerte die versammelten Spitzenvertreter der Sparkassen und ihrer kommunalen Träger: "Eine gerechte Verteilung des gemeinsam Erwirtschafteten ist keine Selbstverständlichkeit. Dafür muss man aktiv eintreten!"
Die Sparkassen-Finanzgruppe kämpfe daher für das mittelständisch geprägte deutsche Wirtschaftsmodell: "Im Mittelstand können sehr viele Menschen unmittelbar an Wertzuwächsen der globalen Wirtschaft teilhaben", so Schleweis: "Mit seiner Präsenz in allen Teilen des Landes trägt der Mittelstand zur Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen bei. Das sichert sozialen Frieden. Und es stärkt die Attraktivität ländlicher Räume."
Insbesondere in den Städten sieht der DSGV-Präsident die Verfügbarkeit bezahlbaren Wohnraums als wachsendes soziales Problem: "Viele Normalverdiener, sogar Doppelverdiener, können sich das Wohnen in oder rund um die großen Wirtschaftszentren nicht mehr leisten", beobachtet Schleweis: "Die Sorge um bezahlbaren Wohnraum ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das ist eine der großen sozialen Fragen unserer Zeit!" Mieter und Häuslebauer müssten die Folgen der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank ausbaden. Die Sparkassen sieht er dabei an der Seite der Betroffenen: "Niemand in Deutschland bringt mehr Menschen in die eigenen vier Wände und in neue Mietwohnungen als Sparkassen, Landesbanken und Landesbausparkassen." Für Schleweis ein Beispiel dafür, wie die Sparkassen-Finanzgruppe ihrer Verantwortung für die Gesellschaft gerecht wird.
"Wir Sparkassen müssen nicht erst noch nach unserem Sinn für die Gesellschaft suchen", betonte Schleweis beim Sparkassentag, der unter dem Motto "Gemeinsam Allem Gewachsen" steht: "Gemeinwohlorientierung gehört zu unserem Selbstverständnis. Damit sind wir auf die Welt gekommen." Wie schon am Vortag Bundeskanzlerin Angela Merkel erinnerte Schleweis die Sparkassenvorstände an die große Verantwortung, die sie tragen: Sparkässler − Vorstände und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter − müssen die Fähigkeit und die Bereitschaft haben, auf alle Bevölkerungsgruppen zuzugehen − mit allen zu reden und allen zuhören zu können." Die Sparkasse sei "eine der letzten Institutionen, die Menschen aller Altersgruppen, aller sozialen Schichten, aller politischen Grundüberzeugungen und aller Lebensentwürfe jeweils mehrheitlich für sich begeistern können. Aus dieser großen Integrationskraft erwächst eine Verantwortung, aktiv etwas für die Gemeinschaft vor Ort zu tun."