"Wir werben für Nachhaltigkeit"
Die Debatte um Nachhaltigkeit nimmt weiter Fahrt auf: Bei den "Fridays for Future" streiken Jugendliche für weniger Emissionen, die deutsche Bundesregierung hat ein Klimaschutzkabinett gebildet. Auch die Finanzbranche muss sich bewegen.
"Kundeneinlagen in regionale Wirtschaftskreisläufe und damit ökonomisch nachhaltig investieren, das können wir; sozial nachhaltig das Geschäft betreiben, das sind wir - aber ganz offen: Ökologisch nachhaltig, das müssen wir erst noch werden." So beschrieb DSGV-Präsident Helmut Schleweis jüngst beim Deutschen Sparkassentag vor rund 2500 Zuhörern den Stand der Dinge in der Sparkassen-Finanzgruppe. Gemeinwohlorientierung gehöre zum Selbstverständnis der öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute, betonte Schleweis - schon bei der Bilanzpressekonferenz der Sparkassen-Finanzgruppe hatte er herausgestellt, die Sparkassen und ihre Mitarbeiter trügen 44 Milliarden Euro zum Wohlstand in Deutschland bei. Dennoch befand er in Hamburg: "Wir haben noch viel zu tun - wie die Gesellschaft insgesamt!"
Ökonomischer Beitrag der Sparkassen in Deutschland
Alle Werte in Milliarden Euro |
2018* | 2017 |
---|---|---|
Bruttowertschöpfung der Sparkassen | 17,7 | 18,2 |
Sparkassen als Nachfrager von Waren und Dienstleistungen |
6,1 |
6,0 |
Von den Sparkassen gezahlte Löhne, Gehälter und Sozialabgaben |
11,7 | 11,8 |
Bruttoinvestitionen der Sparkassen | 0,6 | 0,5 |
An den Staat gezahlte Steuern und Abgaben | 3,3 | 3,3 |
Förderleistungen für gemeinnützige Zwecke und Einrichtungen in der Region |
0,4 | 0,4 |
Ökonomischer Beitrag der Sparkassen | 39,8 | 40,2 |
zusätzlich: Von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Sparkassen gezahlte Steuern und Sozialabgaben* |
3,9 | 3,9 |
Gesamtbeitrag | 43,6 | 44,1 |
*Hochrechnung |
So wie der DSGV-Präsident für eine gesamtgesellschaftlich "gute Balance zwischen Ökologie, Ökonomie und sozialer Verantwortung" warb, betonen jetzt auch die Chefökonomen und Nachhaltigkeitsexperten der Sparkassen-Finanzgruppe, der Staat sei gefordert "geeignete Rahmenbedingungen für nachhaltiges Agieren von Unternehmen und Bürgern zu schaffen". Dabei haben die Fachleute aus der Finanzbranche insbesondere die Sustainable-Finance-Initiativen der Europäischen Union im Blick: Da seien "neben Klimathemen auch Aspekte sozialer und marktwirtschaftlicher Verantwortung für nachhaltige Strukturen von Beginn an einzubeziehen."
"Umfassende Nachhaltigkeit ist nicht einfach, sie ist schwierig", hatte schon DSGV-Präsident Helmut Schleweis betont. Schließlich gehe es um Zielkonflikte. Um diese zu lösen, plädieren die Ökonomen und Nachhaltigkeitsexperten der Sparkassen-Finanzgruppe für marktwirtschaftliche Ansätze, also beispielsweise Lenkungswirkungen über Preise. Ihre Warnung: "Detaillierte Regeln, wie eine Branche welche Produkte auf welche Weise herstellen darf, führen zu statischen und umständlichen Prozessen. Dies gilt auch für den Finanzsektor."
Staatliche Anreize für die Real- und Kreditwirtschaft, damit der Umbau der Wirtschaft tatkräftig begleitet werden kann, wünscht sich auch die "Deutsche Kreditwirtschaft", der Zusammenschluss der kreditwirtschaftlichen Spitzenverbände, in einem Impulspapier zum Beschluss des Staatssekretärsausschusses für nachhaltige Entwicklung zur Ausarbeitung einer Sustainable-Finance-Strategie der Bundesregierung - denn: "Nur wo finanzierbare Projekte entstehen, können Kreditinstitute ihren Beitrag zu einer nachhaltigeren Wirtschaft und Gesellschaft leisten."
Im Fokus müsse bei der Realisierung von Klima- und anderen Zielen die Realwirtschaft stehen - dieser Tenor zieht sich durch diverse Stellungnahmen aus der Finanzbranche rund um Sustainable Finance: "Wir werben für Nachhaltigkeit, wir belehren unsere Kunden aber nicht", brachte es der DSGV-Präsident beim Deutschen Sparkassentag 2019 auf den Punkt: "Denn eine Nachhaltigkeits-Hilfspolizei sind wir nicht - und wollen wir auch nicht werden." Schließlich ist, so die Chefökonomen und Nachhaltigkeitsexperten der Sparkassen-Finanzgruppe, eine an Nachhaltigkeitskriterien orientierte Geschäftspolitik "ein wichtiger Baustein, aber keineswegs ein Allheilmittel für den Weg in eine emissionsarme und nachhaltige Wirtschaftsweise zum Klimaschutz."