Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe: „Schulden sind leicht gemacht, aber schwer wieder loszuwerden“
27.04.2021 - Pressemitteilung Nr. 17
Mit dem weiteren Anwachsen der weltweiten Schuldenberge wachsen auch die Gefahren für eine langfristig nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung, warnen die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe in ihrem aktuellen Standpunkt „Staatsschulden in und nach der Pandemie außer Kontrolle?“ Dass in der Corona-Pandemie weltweit die Haushaltsdefizite und die Schuldenstände immer größer werden, ist für die Ökonomen dabei nur ein Teil des Problems. Die öffentliche Verschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt hatte in vielen Ländern der Erde schon vor der Pandemie den höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg erreicht.
„Die Covid-19-Pandemie ist nach der Finanzkrise bereits die zweite Krise in diesem Jahrhundert, die weltweit zu einem massiven Anstieg der öffentlichen Schuldenquoten geführt hat. Durch Notenbank-Interventionen und Niedrigzinsumfeld können viele Länder derzeit ihre Schuldenlast noch tragen. Doch wenn Konjunktur, Teuerung und Zins erst wieder anziehen, wird die notwendige Sanierung und Konsolidierung umso schmerzlicher“, so Dr. Reinhold Rickes, Leiter Volkswirtschaft beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV).
Die Chancen, dass Staaten sich schnell durch kräftiges wirtschaftliches Wachstum ihrer Schulden entledigen können, halten die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe für gering: Die Wirtschaft in den Industrieländern dürfte zwar nach der Pandemie vorübergehend schneller wachsen, auf der anderen Seite bremsten aber die demografische Entwicklung mit vielerorts sinkender Zahl von Arbeitskräften, steigende, oft öffentlich getragene Gesundheits- und Rentenkosten und die zunehmende Fokussierung auf CO2-Reduktion das Wirtschaftswachstum. Bei der Aufnahme neuer Schulden gelte es daher heute mehr denn je, auf die wachstumsfördernde Wirkung ihres Verwendungszwecks zu achten.
Noch besorgniserregender als hierzulande ist für die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe die Situation in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Bis zum Beginn der Finanzkrise 2008 war es durch Programme des Internationalen Währungsfonds (IWF) und Entschuldungsinitiativen gelungen, die Staatsverschuldung dort deutlich zu reduzieren. Seit der Finanzkrise hat sich der Trend jedoch wieder umgekehrt und die Corona-Pandemie hat die problematische Entwicklung weiter beschleunigt.
„Gerade in den ärmsten Ländern – zum Beispiel Kenia, Pakistan, Ecuador und Äthiopien – mussten schon vor der Pandemie mehr als ein Fünftel der Exporterlöse für den Schuldendienst des Staates aufgewendet werden. Corona hat in den meisten Ländern die Exporteinnahmen einbrechen lassen, der Schuldendienst wird damit noch schwerer zu leisten. Es ist begrüßenswert, dass weltweit über Schuldenerleichterungen für diese Länder gesprochen wird“, so Dr. Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Helaba, die den aktuellen Standpunkt der Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe federführend erstellt hat.
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