DSGV-Präsident Helmut Schleweis: Deutschland ist besser als sein Ruf

12.09.2023 - Pressemitteilung Nr. 37

Deutschland hat noch gute Voraussetzungen, um aus der aktuellen wirtschaftlichen Schwächeperiode herauszukommen. Dazu müssten aber schnell kraftvolle Veränderungen vorgenommen werden. Noch sei die wirtschaftliche Substanz für eine gute Zukunft vorhanden, Deutschland habe aber einige Schwächen, an denen dringend gearbeitet werden müsse, sagte DSGV-Präsident Helmut Schleweis heute in Berlin bei der Vorstellung des S-Mittelstands-Fitnessindex. Für die Publikation wurden die anonymisierten Unternehmensbilanzen des Jahres 2022 von mehr als 300.000 Firmenkunden der Sparkassen-Finanzgruppe ausgewertet. Dabei handelt es sich um eine repräsentative Sicht auf Deutschlands Wirtschaft.

Die Ergebnisse zeigen: Trotz der aktuellen Herausforderungen wie anhaltend hoher Inflation und Energiepreise sowie einem Arbeitskräftemangel ist Deutschlands Wirtschaft stärker, als oft beschrieben wird. Das sei nicht zuletzt ein Verdienst des Mittelstandes, so Schleweis: „Wenn dieser Tage der Eindruck vermittelt wird, nichts in Deutschland funktioniere mehr, halte ich entgegen: Der Mittelstand funktioniert. Er ist das starke wirtschaftliche Fundament unseres Landes.“ Aber auch dieses Fundament dürfe nicht überlastet werden, mahnte Schleweis.

Er unterstrich, dass trotz der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage im Jahr 2022 der Mittelstand beeindruckende Ergebnisse erzielt habe: „Die große Mehrheit der mittelständischen Unternehmen verzeichnete im Jahr 2022 erhebliche Umsatz- und Gewinnsteigerungen. Die Umsätze stiegen im Durchschnitt um 14 Prozent und die Gewinne sogar um 17 Prozent.“ Diese positive Durchschnittbetrachtung ändere aber nichts daran, dass einzelne Branchen große Probleme haben – vor allem die Bauwirtschaft, die Gastronomie und der Einzelhandel.

Schleweis forderte die Politik auf, Tempo zu machen bei Energie, Digitalisierung und einem durch Bildung und Zuwanderung erweiterten Arbeitskräfteangebot, damit der Mittelstand auch in Zukunft die starke wirtschaftliche Basis Deutschlands bleibe.

Am drängendsten sei der Faktor Energie. Dieser spiele für die deutsche Wettbewerbsfähigkeit eine zentrale Rolle. „Wir brauchen für eine begrenzte Zeit die pragmatische Nutzung aller verfügbaren Energien und eine schnellere Wende hin zu regenerativen Energien. Anstatt neue Subventionen wie einen Industriestrompreis zu etablieren, sind Senkungen bei der Stromsteuer und eine Reform der Netzentgelte sehr viel schneller und wirksamer. Davon profitieren nicht nur wenige Großunternehmen, sondern auch mittelständische Betriebe“, sagte Schleweis. Andernfalls sei die Gefahr, dass Unternehmen in Länder mit günstigerer Energie abwandern, akut.

Deutschland habe die Kraft, die wirtschaftliche Entwicklung ins Positive zu wenden. Kapital zur Finanzierung der Transformation stehe dem Mittelstand derzeit ausreichend zur Verfügung. Die Eigenkapitalquote liege bei den Unternehmen im Schnitt bei rund 38 Prozent. Liquide Mittel stellten aktuell keinen Engpass dar. „Ende Juni 2023 standen den Unternehmen beachtliche 187 Milliarden Euro an Liquidität auf eigenen Konten zur Verfügung, einschließlich 146 Milliarden Euro an Sichteinlagen. Dies stellt neben der anhaltend hohen Eigenkapitalausstattung der Mittelständler ein weiteres wichtiges Sicherheitspolster in Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen dar.“

Schleweis betonte die Bereitschaft der Sparkassen und Landesbanken, Investitionen zu unterstützen: „Die Sparkassen, Landesbanken und die Deutsche Leasing stehen bereit und haben die Kapazität, Investitionen, insbesondere im Bereich der Transformation, umfassend zu fördern.“

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