Chefvolkswirte der S-Finanzgruppe plädieren für flexiblere Lebensarbeitszeit
21.11.2023 - Pressemitteilung Nr. 53
Die Bevölkerung in Deutschland und Europa wird im Schnitt immer älter. Bereits heute ist ein Drittel der Menschen in Deutschland älter als 60 Jahre – Tendenz steigend! Dieser demografische Wandel stellt Staat, Gesellschaft und Wirtschaft vor immer größere Herausforderungen. Für Unternehmerinnen und Unternehmer wird es immer schwieriger, freiwerdende Stellen in ihrer Firma zu besetzen. Der Arbeitskräftemangel hemmt unsere volkswirtschaftliche Dynamik. Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe fordern daher in ihrer aktuellen Analyse einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Jugend, Alter und Arbeit. Ein positiverer Blick auf das Arbeiten im Alter sei nötig.
„Jeder Lebensabschnitt ist unterschiedlich. Jeder von uns hat andere Wünsche und Bedürfnisse. Menschen sollten deshalb ihre Lebensarbeitszeit flexibler gestalten können, damit ältere Mitarbeitende aktiviert werden und Teilzeit-Kräfte ihre Arbeitszeit ausweiten können. Dazu braucht es finanzielle beziehungsweise steuerliche, aber auch nichtfinanzielle Anreize wie eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, betont Dr. Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Hessischen Landesbank, die für die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe mit dem Helaba-Research die aktuelle Studie federführend erarbeitet hat.
Bisher werde mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit häufig von jüngeren Mitarbeitenden thematisiert. Traud: „Es muss aber ein Thema für alle Beschäftigten in allen Altersgruppen sein – insbesondere für die Arbeitskräfte, die ein Unternehmen bereits hat und nicht verlieren möchte.“ Die Transformation der deutschen Wirtschaft erfordere eine Transformation des Denkens. Traud: „Die Zeiten haben sich geändert. Strukturelle Veränderungen hin zu mehr Flexibilität im Arbeitsleben helfen dabei, den demografischen Wandel abzufedern und stärken den Wirtschaftsstandort Deutschland.“
Diskussionen über Rentenkürzungen, einen späteren Renteneintritt oder eine Belastung des Staatshaushalts durch neue staatliche Fonds überzeugen die Ökonomen dagegen nicht. „Dies alles hilft uns nicht weiter, sondern droht die Spaltung der Gesellschaft zu stärken. Wir müssen unseren Wohlstand bewahren und ausbauen. Daran müssen so viele Menschen wie möglich teilhaben können. Wir brauchen mehr Menschen in Arbeit, um unser Wirtschaftswachstum zu steigern. Mehr Möglichkeiten zur Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit sind hier ein wichtiger Faktor“, so Dr. Reinhold Rickes, Chefvolkswirt beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV). Ressourcen im Inland müssten besser genutzt, Lehre und Forschung gestärkt und die Bildung von Kindern und Jugendlichen modernisiert, besser strukturiert und vertieft werden. Um dies zu gewährleisten, sei auch der kluge Einsatz Künstlicher Intelligenz ein Baustein. Hinzu komme die verstärkte, zielgerichtete Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland.
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