DSGV-Präsident Reuter: „EZB hat Spielraum für Zinssenkung genutzt“

Ulrich Reuter, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), unterstützt die heutige Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Leitzins um 25 Basispunkte zu senken: „Es war richtig, den bereits signalisierten und an den Märkten erwarteten Zinsschritt zu vollziehen. Damit nutzt die EZB den Spielraum aus der Preisentwicklung, den sie hat, um die Bremse für die Wirtschaft jetzt ein wenig zu lockern.“

Die Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung in den vergangenen Monaten seien deutlich sichtbar. Daher sei es angemessen, die Zinsschraube wieder leicht zu lösen. „Allerdings sind die letzten Meter bei der Inflationsbekämpfung die schwierigsten. Vorsicht bleibt geboten“, fügt Reuter hinzu.

Im Mai ist die Inflationsrate sogar wieder etwas gestiegen. Als besonders hartnäckig erweisen sich die Dienstleistungspreise, die sich in Deutschland wie auch im gesamten Euroraum zuletzt mit Jahresraten von 4 Prozent verteuern – deutlich mehr als das angestrebte Ziel von 2 Prozent. Dieser Sektor macht immerhin gut die Hälfte des Verbraucherpreis-Warenkorbes aus.

Reuter warnt davor, sich vor allem auf den bisherigen Rückgang der Energiepreise zu verlassen: „Die Dienstleistungspreise werden insbesondere durch die Lohnentwicklung beeinflusst. Daher ist es wichtig, die Lohndynamik weiterhin genau zu beobachten.“

„Das schlimmste Szenario wäre ein erneuter Anstieg der Inflation, der die EZB zwingen würde, zu weitgehende Zinssenkungen zurückzunehmen.

Das würde Vertrauen und Berechenbarkeit beschädigen“, sagt Reuter. Er unterstützt daher den vorsichtigen, datenabhängigen Ansatz der EZB.