Karolin Schriever plädiert für pragmatische Ansätze in Europa

24.10.2024 - Pressemitteilung Nr. 55

Karolin Schriever, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), hat eine Neuausrichtung der Finanzmarktregulierung in Europa gefordert. Anlässlich des DSGV-Pressegesprächs bei der Jahrestagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Washington D.C. sagte sie: „Die europäischen Finanzmärkte haben seit der Finanzmarktkrise eine Vielzahl an Regulierungen umgesetzt, die das System sicherer gemacht haben. Doch in vielen Bereichen sind die Anforderungen über das Ziel hinausgeschossen. Was wir jetzt brauchen, ist keine weitere Regulierung, sondern eine klügere, pragmatische Herangehensweise.“

Schriever verwies auf die USA, wo kleinere Banken von vielen Regelungen ausgenommen seien, um ihnen mehr Flexibilität zu gewähren. Passgenaue Regulierung sei wichtig für Finanzinstitute und entscheidend für Unternehmen. Schriever betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung einer starken Partnerschaft zwischen der Finanzwirtschaft und Realwirtschaft. „Unsere Wirtschaft braucht eine Regulierung, die uns nicht einschnürt, sondern uns atmen lässt“, sagte sie. Nur so könne sich Europa auf Augenhöhe mit anderen Wirtschaftszonen entwickeln und seinen Wohlstand sichern.

Als Beispiel für überschießende Regulierung nannte Schriever die aktuellen Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung: „Anstatt hunderte von Kennzahlen zu erheben, sollten Berichte auf aussagekräftige und handhabbare Daten fokussiert werden.“ Ausschlaggebend seien positive Anreize für Unternehmen und Verbraucher, um ihren Weg in eine nachhaltigere Zukunft zu unterstützen.

„Die Green Asset Ratio hat einen Webfehler, der dringend korrigiert werden muss. Sie ist als Idee gut gemeint, aber schlecht gemacht“, sagte Schriever. Als nachhaltig gelten nur Investitionen, die bestimmte Berichtspflichten erfüllten. Das sei vor allem bei größeren kapitalmarktorientierten Unternehmen der Fall. Viele Finanzierungen von kleinen und mittleren Unternehmen werden jedoch ausgeschlossen. Schriever: „Positiv bewertet wird das, was schon grün ist. Das ist nicht in Ordnung. Aus unserer Sicht ist es viel effektiver, die Umstellung von ,braun‘ nach ,grün‘ zu unterstützen, damit der Transformationsfortschritt besser gesehen wird, denn: Sichtbarkeit macht Lust auf Leistung. Das sollte anerkannt und gefördert werden.“

Schriever betonte, Deutschland habe das Potenzial, die Herausforderungen zu meistern – mit den richtigen Weichenstellungen: „Wir brauchen eine smarte Regulierung, eine Partnerschaft mit der Realwirtschaft auf Basis von Vertrauen und Stabilität, sowie positive Anreize, um Unternehmen und Verbraucher auf ihrem Weg in eine nachhaltigere Zukunft zu unterstützen.“

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