Bilanz 2018: Gute Geschäftsergebnisse in einem herausfordernden Jahr
06.03.2019 - Statement des DSGV-Präsidenten bei der Bilanzpressekonferenz der Sparkassen-Finanzgruppe in Frankfurt/Main
Sparkassen, Landesbanken und ihre Verbundunternehmen haben ein sehr herausforderndes Jahr 2018 hinter sich: Die Zinssituation ist weiterhin sehr schwierig, die Erwartungen der Kunden wachsen weiter, ebenso die Investitionsnotwendigkeiten – Stichwort Digitalisierung. Vor diesem Hintergrund haben die aktuell 384 Sparkassen 2018 gute Geschäftsergebnisse erreicht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
herzlich willkommen zur Bilanzpressekonferenz des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes.
Sparkassen, Landesbanken und ihre Verbundunternehmen haben ein sehr herausforderndes Jahr 2018 hinter sich:
- Die Zinssituation ist weiterhin sehr schwierig.
- Die Erwartungen der Kunden sind anspruchsvoller geworden.
- Und die Investitionsnotwendigkeiten – Stichwort Digitalisierung – nehmen immer weiter zu.
Vor diesem Hintergrund haben die aktuell 384 Sparkassen 2018 gute Geschäftsergebnisse erreicht. Drei Punkte möchte ich zu Beginn besonders herausheben, bevor ich auf die Zahlen im Einzelnen eingehe:
- Auf der Einlagen- und auf der Kreditseite erreichen die Sparkassen jeweils ein sehr erfreuliches Wachstum. Dabei ist besonders darauf geachtet worden, dass das Kreditgeschäft dauerhaft werthaltig ist. Nicht jedes mögliche Geschäft ist deshalb gemacht worden.
- Sparkassengeschäft ist in hohem Maße zinsbasiert und deshalb von der allgemeinen Zinssituation abhängig. Wir haben deshalb seit längerem darauf hingewiesen, dass sich Niedrigst- und Negativzinsen in sukzessive sinkenden Zinsüberschüssen zeigen werden. Es ist aber beachtlich, wie die Sparkassen mit dieser betriebswirtschaftlichen Herausforderung umgegangen sind und sehr solide Geschäftsergebnisse erreicht haben, die eine weitere Substanzstärkung ermöglichen.
- Wir haben massiv in unser Kernprodukt - das Girokonto – durch neue Payment-Angebote und neue digitale Services investiert. Hier werden wir weiter den Schwerpunkt setzen, weil an dieser Stelle über den Kundenzugang der Zukunft entschieden wird.
Nun zu den wichtigsten Geschäftszahlen der Sparkassen und der Verbundunternehmen:
Kreditgeschäft
Das Jahr 2018 war ein Jahr dynamischen Kreditwachstums. Hier spiegeln sich die gute Konjunktur, aber auch die engen Geschäftsbeziehungen zu den Unternehmenskunden wider.
Zum Jahresende 2018 hatten die Sparkassen Kundenkredite in Höhe von insgesamt 823 Mrd. Euro im Bestand. Das sind 3,7 Prozent mehr als 2017. Besonders erfreulich entwickelte sich der Bestand von Krediten an Unternehmen und Selbständige: Diese wurden um 21,8 Mrd. Euro auf die Rekordsumme 419,7 Mrd. Euro gesteigert. Das sind 5,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Hinter diesem Kreditbestand verbergen sich Neuzusagen von 89,2 Mrd. Euro. Das ist sogar eine Steigerung von 6,6 Prozent. Die Sparkassen haben damit im vergangenen Jahr erneut unter Beweis gestellt, dass sie der entscheidende Finanzierungspartner von Unternehmen und Selbständigen in Deutschland sind. Rund 40 Prozent aller Unternehmenskredite in Deutschland kamen 2018 – unter Einschluss der Landesbanken – aus unserer Gruppe.
Bei Krediten an Privatpersonen konnte in 2018 ein Bestandswachstum in Höhe von 2,8 Prozent erzielt werden. Dabei erhöhte sich der Bestand privater Wohnungsbaukredite um 10,5 Mrd. Euro – das Plus von 3,6 Prozent fällt noch etwas höher aus als in 2017 (2017: +3,4 Prozent). Da in diesen Bestandwert ja auch die zwischenzeitlichen Tilgungen eingehen, ist das Neugeschäft bei den privaten Wohnungsbaukrediten noch aussagekräftiger: 50,3 Mrd. Euro haben die Sparkassen 2018 als neue Baufinanzierungen zugesagt – das ist ein sehr beachtliches Plus von 5,4 Prozent.
Vor dem Hintergrund der schwierigeren Ausgangslage mit einem knapperen Angebot und höheren Preisen war nicht unbedingt mit einem derart guten Abschneiden im Neugeschäft zu rechnen. Mit einer guten Beratung sowie einer soliden Finanzierung ist aber auch unter den derzeit komplizierteren Marktbedingungen der Weg in die eigenen vier Wände noch möglich und sinnvoll. Und angesichts des vor allem in den Ballungsräumen herrschenden Wohnungsmangels werden neue Immobilien auch weiterhin dringend gebraucht.
Angesichts der sehr dynamischen Preisentwicklung der Baupreise regen wir gegenüber der Politik aber an, Entlastungen von Bauwilligen über eine Senkung der teilweise sehr hohen Grunderwerbssteuersätze zu ermöglichen. Und bei der Neuregelung der Grundsteuer sollten die vielerorts sehr stark gestiegenen Immobilienpreise nicht eins zu eins in die Wertberechnung der Immobilen und Grundstücke übernommen werden. Denn dies würde vor allem Mieter weiter belasten.
Einlagengeschäft
Die Kundeneinlagen der Sparkassen belaufen sich zum Jahresende auf 950,3 Mrd. Euro. Das sind 4,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Gegenüber den Vorjahren ist dies eine nochmals höhere Steigerung (2017: +2,4 Prozent, 2016: +3,3 Prozent).
Dieser Zuwachs geht im Wesentlichen auf Privatkunden zurück. Deren Einlagen haben mit einem Zuwachs von 4,5 Prozent (+ 31,8 Mrd. Euro) noch einmal stärker als im vergangenen Jahr zugelegt. Die Einlagen der Firmenkunden stiegen um 2,8 Prozent (+3,9 Mrd. Euro; 2017: -3,7 Prozent). Die Mittelzuflüsse erfolgten auch in 2018 aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsniveaus mit plus 8 Prozent ausschließlich bei den Sichteinlagen. Mehr als die Hälfte aller Einlagen sind inzwischen täglich fällig.
Das starke Einlagenwachstum sehen die Sparkassen natürlich mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Bei der jetzigen Zinssituation mit Negativzinsen für die Kreditinstitute kann jeder Euro an neuen Einlagen die Institute real Geld kosten. Deshalb war es sehr wichtig, dass die Sparkassen 29,4 Mrd. der 39,1 Mrd. Euro an neuen Einlagen in werthaltiges Kreditgeschäft umsetzen konnten. Auf der anderen Seite freuen wir uns sehr über das trotz Nullzinsen mit dem Einlagenwachstum zum Ausdruck kommende Kundenvertrauen. Zu Recht gehen die Kunden davon aus, dass in diesen Zeiten das Geld bei Sparkassen in guten Händen ist.
Gleichwohl sollten wir alle eines nicht übersehen: Der hohe Anteil täglicher fälliger Einlagen spiegelt auch ein Stück wider, dass viele Kunden für sich derzeit keine attraktiven Anlageformen sehen. Sparanlagen bringen keine Zinsen. Immobilien sind stark im Preis gestiegen. Deshalb kommt dem Wertpapiersparen eine sehr hohe Bedeutung zu.
Wertpapiergeschäft
Im Wertpapiergeschäft hat der Nettoabsatz mit plus 27,2 Prozent stark zugenommen. Mit plus 13,8 Mrd. Euro haben wir hier den besten Wert seit über 15 Jahren erreicht. Gleichzeitig hat aber der Gesamtumsatz um 11,8 Prozent (-14,1 Mrd. Euro) nachgelassen. Was heißt das unter dem Strich?
- Die im Wertpapiergeschäft engagierten Kunden halten tendenziell ihre Engagements.
- Die Anstrengungen der Deka und der Sparkassen, Kunden stärker zum Wertpapiersparen zu bewegen, zeigen schrittweise Wirkung.
Wir sehen hier für die Zukunft noch große Chancen: Für unsere Kunden und auch für uns. Das Wertpapiersparen ist derzeit fast die einzige Möglichkeit für die breite Bevölkerung, noch angemessene Vermögenszuwächse zu erzielen. Deshalb werden wir hier zusammen mit der DekaBank auch 2019 einen Schwerpunkt setzen.
Geldvermögensbildung
Die Bestandszuwächse im Einlagengeschäft sowie der hohe positive Nettoabsatz bei Wertpapieren haben dafür gesorgt, dass die Sparkassenkunden im vergangenen Jahr mehr Geldvermögen gebildet haben als je zuvor. Insgesamt wurde von unseren Kunden 56,2 Mrd. Euro zusätzliches Vermögen gebildet. Das entspricht gegenüber dem Vorjahr einer Steigerung von über 56 Prozent (insgesamt 56,3 Prozent bzw. +20,2 Mrd. Euro). Profitiert haben insbesondere die Privatkunden. Sie konnten ihr Geldvermögen bei Sparkassen um 47,5 Mrd. Euro steigern. Dies ist ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 26,4 Prozent (+10,0 Mrd. Euro).
Meine Damen und Herren,
in Zeiten wie diesen ist es aus meiner Sicht sehr beachtlich, ein operatives Ergebnis vor Bewertung von 10 Mrd. Euro zu erwirtschaften. Die deutschen Sparkassen haben dies geschafft.
Zins- und Provisionsüberschüsse
Die Institute hatten dabei mit deutlich zurückgehenden Zinsüberschüssen zu kämpfen. Ein Rückgang von 3,5 Prozent macht in absoluten Zahlen immerhin 747 Mio. Euro aus. Ich hatte diese Entwicklung im letzten Jahr an dieser Stelle bereits prognostiziert. Die Passivmargen in allen Einlagekategorien sinken – wegen nach wie vor negativer Zinsen am kurzen Ende, und sinkenden, für die Margenkalkulation relevanten, gleitenden Durchschnittszinssätzen am langen Ende. Aber auch im Kreditgeschäft sind die Margen leicht rückläufig.
Außerdem liefert natürlich die Verzinsung des Eigenkapitals nicht mehr so hohe Ertragsbestandteile. Dabei kann das zuletzt deutlich aufgestockte Eigenkapital die Mindererträge aus der sinkenden Durchschnittsverzinsung nicht mehr vollständig ausgleichen. Gerade deshalb ist es sehr wichtig, dass der größte Teil der hinzugewonnenen Einlagen in immer noch margenträchtiges, werthaltiges Kreditgeschäft investiert werden konnte. Das ist eine große geschäftspolitische Leistung. Ohne diesen Erfolg wäre der Zinsüberschuss noch deutlich weiter gesunken.
In den letzten Jahren haben die Sparkassen jeweils große Teile der Rückgänge im Zinsüberschuss durch erhöhte Provisionserträge auffangen können. Diese Entwicklung stößt an natürliche Grenzen. Der Provisionsüberschuss stieg 2018 aber immerhin noch um 209 Mio. Euro bzw. um 2,7 Prozent auf inzwischen beachtliche 7,8 Mrd. Euro. In diesem Bereich zeigt sich erneut die große Bedeutung des Giroverkehrs und des Kartengeschäfts. Hier stiegen die Erlöse um 4,7 Prozent. Unsere Strategie in diesem Bereich ist damit voll aufgegangen:
- Die Sparkassen haben trotz deutlich zunehmendem Wettbewerb ihre weit führenden Marktanteile bei den Hauptbankverbindungen halten können.
- Nicht zuletzt durch neue Services und innovative Zahlungsanwendungen ist es gelungen, dass unseren Kunden die Girokonto-Verbindung zu Sparkassen etwas wert ist. Ich komme darauf gleich noch einmal zurück.
Es war richtig, hier nicht der Strategie mancher Wettbewerber zu folgen und werthaltige Leistungen zum Nulltarif zu verschleudern. Leistungen, die etwas wert sind, dürfen auch etwas kosten.
Positive Veränderungen zum Provisionsergebnis haben darüber hinaus das Vermittlungsgeschäft mit Immobilien und der deutliche Anstieg der Sparkassen-Privatkredite über die Sparkassen-Kreditpartner GmbH (SKP) erbracht. Die SKP hat ihre Ratenkreditbestände erneut kräftig um 37,5 Prozent auf 5,2 Mrd. Euro ausgeweitet. Betrachtet man die Ratenkredite der Sparkassen gemeinsam mit dem mit der SKP gemachten Geschäft, so ist insgesamt ein Zuwachs von 2,3 Prozent feststellbar. Etwas weniger konnte – bedingt durch den sinkenden Wertpapierumsatz – das Kundenwertpapiergeschäft beitragen.
Aufwandsseite
Die Sparkassen haben auch im vergangenen Jahr wieder unter Beweis gestellt, dass sie sehr gut wirtschaften und vor allem die Kosten im Griff behalten. Der Verwaltungsaufwand konnte bei 18,9 Mrd. Euro stabil gehalten werden (entspricht 1,56 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme, DBS). Die Personalkosten sanken ganz leicht auf 12,1 Mrd. Euro (-39 Mio. Euro; entspricht 1,00% der DBS). Damit zeigen die behutsamen Maßnahmen zur Personalkonsolidierung Erfolg.
Ende 2018 waren in den Sparkassen insgesamt 209.588 Menschen in Voll- oder Teilzeit beschäftigt. Das sind 6.529 Beschäftigte weniger als im Jahr zuvor. Der Abbau resultiert im Wesentlichen aus erhöhten Fluktuationen und einer steigenden Zahl von Altersteilzeitverträgen. Aus meiner Sicht liegt die Herausforderung für die Zukunft nicht in einem reinen Personalabbau, sondern in einem demografiefesten Umbau. Wir werben deshalb wieder verstärkt um qualifizierte junge und gute ausgebildete Fachkräfte und Auszubildende für eine große Breite an Ausbildungsberufen und Tätigkeiten mit sehr guten Zukunftsperspektiven.
Ein großes Bedürfnis vieler unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Teilzeitmodelle. Immerhin 38,7 Prozent (2017: 37,9 Prozent) der Belegschaften arbeiten inzwischen nicht in Vollzeit.
Der Sachaufwand konnte im vergangenen Jahr unverändert auf 6,8 Mrd. Euro gehalten werden (+ 34 Mio. Euro oder +0,5 Prozent; entspricht 0,56 Prozent der DBS). Die dezentralen IT-Kosten sinken, an zentraler Stelle haben wir die Investitionen in die Digitalisierung und Standardisierung von Prozessen erhöht. Bei der Betriebs- und Geschäftsausstattung sowie Grundstücken und Gebäuden steigen die Betriebskosten und schlagen Modernisierungsinvestitionen zu Buche. Das konnte aber durch Anpassungen der Filialnetzdichte und verbesserte Energieeffizienz kompensiert werden.
Die Sparkassen verfügen aktuell über 9.383 mitarbeiterbesetzte und 3.638 SB-Filialen. Das ist ein Rückgang um 485 mitarbeiterbesetzte Filialen. Der Schwerpunkt der Anpassungen lag bei Filialen mit zwei bis fünf Mitarbeitern. Das ist eine Folge unserer Strategie, in den Filialen ein breiteres und tieferes Qualitätsangebot zu bieten. Eine solche Strategie bündelt mehr unterschiedliche Kompetenzen an einem Ort. Übrigens findet dieser Prozess – anders als öffentlich vermutet – viel stärker in städtischen als in ländlichen Regionen statt.
Das Betriebsergebnis vor Bewertung liegt um 543 Mio. Euro (-5,2 Prozent / jetzt 0,82 Prozent der DBS) niedriger als im Vorjahr und erreicht die bereits erwähnten 10 Mrd. Euro.
Der Bewertungsaufwand beträgt 2018 4,1 Mrd. Euro (-0,34 Prozent der DBS). Die Sparkassen müssen praktisch keine zusätzliche Risikovorsorge im Kreditgeschäft bilden. Im Wertpapiergeschäft ergeben sich dagegen spürbare Abschreibungen von 1,4 Mrd. Euro (entspricht -0,11 Prozent der DBS). Diese resultieren fast vollständig aus Wertkorrekturen in der Liquiditätsreserve. Mit rund 2,7 Mrd. Euro (2017: 4,7 Mrd. Euro) dotieren die Sparkassen die Vorsorgereserven. Hierdurch wird die Kapitalsubstanz der Sparkassen erneut deutlich gestärkt.
Das Ergebnis vor Steuern für das vergangene Jahr erhöht sich leicht um 44 Mio. Euro auf 5,0 Mrd. Euro (+ 0,9 Prozent; entspricht 0,41 Prozent der DBS).
Erneut werden rund 2,8 Mrd. Euro an ertragsabhängigen Steuern gezahlt. Das entspricht praktisch dem Vorjahreswert (-46 Mio. Euro). Die Sparkassen bleiben damit einer der größten Steuerzahler Deutschlands. Nach Steuern beträgt das Jahresergebnis 2,2 Mrd. Euro (2017: 2,1 Mrd. Euro). Das sind knapp 100 Mio. Euro oder 4,3 Prozent mehr als 2017 (+ 91 Mio. Euro / 0,18 Prozent der DBS).
Die Cost-Income-Ratio vor Bewertung liegt bei 65,5 Prozent (+1,2 Prozentpunkte nach 64,3 Prozent in 2017). Und die Kernkapitalquote liegt bei sehr soliden 16,2 Prozent (+0,3 Prozentpunkte nach 15,9 Prozent in 2017).
Volkswirtschaftlicher Wertbeitrag
Mit ihrer erfolgreichen Arbeit leisten die Sparkassen Jahr für Jahr einen erheblichen volkswirtschaftlichen Beitrag in Deutschland. Wir machen das fest an
- der Bruttowertschöpfung,
- der Nachfrage von Waren und Dienstleistungen,
- den gezahlten Löhnen, Gehältern und Sozialabgaben,
- den Bruttoinvestitionen der Institute,
- den gezahlten Steuern und Abgaben
- sowie den Förderleistungen für gemeinnützige Zwecke und Einrichtungen in den Regionen.
Die entsprechenden Werte können wir in Anlehnung an die Vorgehensweise in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung darstellen.
Der so definierte direkte Beitrag der Sparkassen für das wirtschaftliche Wohlergehen in Deutschland lag 2018 bei bemerkenswerten 40 Mrd. Euro. Zu diesem direkten Beitrag kommen noch einmal rund 4 Mrd. Euro an Steuern und Sozialabgaben hinzu, die von den Sparkassenbeschäftigten aus ihren eigenen Löhnen und Gehältern heraus gezahlt werden.
Jeder Sparkassenmitarbeiter (gerechnet auf Vollzeitäquivalente) trägt damit rein rechnerisch durch seine Arbeit pro Jahr rund 260.000 Euro zum wirtschaftlichen Wohlstand unseres Landes bei.
2016 lag die Bruttowertschöpfung aller Kreditinstitute in Deutschland bei 70 Mrd. Euro – aktuellere Zahlen hat das Statistische Bundesamt bislang noch nicht ermittelt. Der Anteil der Sparkassen daran lag in 2016 bei 18,2 Mrd. Euro. Ich möchte Ihnen das einmal ins Verhältnis zu anderen Wirtschaftssektoren setzen:
- Die gesamte Landwirtschaft in Deutschland trägt 17,2 Mrd. Euro bei.
- Der Anteil der gesamten Schiff- und Luftfahrt liegt bei 13,2 Mrd. Euro.
Diese Zahlen belegen die Bedeutung der Sparkassen für die deutsche Volkswirtschaft sehr eindrucksvoll. Wir leben von diesem Land und seinen Bürgern. Wir leisten aber auch substanziell etwas für Deutschland!
Nun einige Zahlen zu den Verbundunternehmen. Die Details werden Ihnen die Verbundpartner in ihren eigenen Bilanzpressekonferenzen mitteilen.
Landesbanken
Die Risikoaktiva der Landesbanken wurden in letzten 10 Jahren um deutlich mehr als die Hälfte abgebaut. Zum Juni 2018 hatten die Landesbanken (LBBW, BayernLB, NORD/LB, Helaba, S-Erwerbsgesellschaft-Konzern/LBB, SaarLB) erstmals wieder einen leichten Zuwachs bei den Risikoaktiva zu verbuchen, der Bestand lag mit 275,7 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,8 Prozent höher. Die Kernkapitalquote hat sich dabei leicht verbessert – von 14,8 Prozent im ersten Halbjahr 2017 auf 14,9 Prozent zur Jahresmitte 2018. Mit derzeit noch vier großen Landesbanken nähern wir uns einer optimalen Struktur deutlich an.
Wie Sie wissen, gibt es derzeit bei der NORD/LB eine ganze Reihe von Herausforderungen im Zusammenhang mit früheren Schiffs-Finanzierungen. Wir führen hierzu derzeit konstruktive Gespräche mit den Trägern der Bank und der Bankenaufsicht. Ziel ist ein wertschonender Umbau des Geschäftsmodells des Instituts. Daran arbeiten wir und das stimmen wir in der vorgegebenen Aufgabenteilung eng mit den Zuständigen ab. Ich bitte Sie um Verständnis, dass ich diesen Abstimmungen nicht vorgreifen kann und will. Aus unserer Sicht werden sich aber deutliche und notwendige Veränderungen ergeben.
Nun wird in diesem Zusammenhang gerne die Frage einer Sparkassen-Zentralbank diskutiert. Ich will dazu heute folgendes sagen:
- Die Sparkassen in Deutschland wollen ein solches einheitliches, mehrheitlich durch Sparkassen getragenes Institut. Wir glauben auch, dass dies im Interesse der anderen Träger von Landesbanken wäre.
- Ich prognostiziere Ihnen: Weil es die Sparkassen als wichtigste Partner und Kunden der Landesbanken wollen, wird es kommen.
- Wir alle wissen aber auch: Es wird keinen „Big Bang“ geben, sondern das wird ein mühsamer Prozess vieler Schritte sein. Meine Rolle wird sein, diesen Prozess zu befördern. Und das werde ich tun.
DekaBank
Für die DekaBank, das Wertpapierhaus der Sparkassen, war 2018 ein besonderes Jahr – am 1. Februar beging sie ihren 100. Geburtstag. In ihrem Jubiläumsjahr hat sie erneut ihre Stärke unter Beweis gestellt.
Trotz eines herausfordernden Marktumfelds erzielte das Wertpapierhaus der Sparkassen ein gutes wirtschaftliches Ergebnis. Die Nettovertriebsleistung der Deka-Gruppe lag erneut im zweistelligen Milliardenbereich.
Erfreulich ist, dass immer mehr Sparkassenkunden die Wertpapieranlage für sich entdecken. Dafür spricht auch die zunehmende Anzahl von DekaBank Depots, knapp 200.000 netto im abgelaufenen Jahr und Deka-Wertpapiersparplänen.
Ein zunehmend wichtiger Erfolgsfaktor für den Wertpapierabsatz sind die von der Deka entwickelten und bereitgestellten Angebote für den Multikanalvertrieb der Sparkassen, die inzwischen von mehr als 290 Instituten in deren Internetfilialen integriert wurden.
Marktbedingt lagen die Total Assets dennoch unter dem Vorjahreswert. Sie lagen Ende 2018 bei 275,9 Mrd. Euro. Zu den Details ihres Ergebnisses berichtet die DekaBank auf Ihrer Bilanzpressekonferenz am 9. April 2019.
Landesbausparkassen
Die Gruppe der acht Landesbausparkassen hat im Geschäftsjahr 2018 ein gutes Ergebnis erzielt. Die Bausparsumme im Neugeschäft erreichte rund 33 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das ein Plus von 6,3 Prozent.
Das zeigt einmal mehr, dass gerade in der jetzigen Kapitalmarktsituation der Bausparvertrag für die Menschen besonders attraktiv ist. Als „Zinsversicherung“ schützt er vor dem Risiko steigender Zinsen und bietet damit „einen einzigartigen Vorteil“, so das Urteil von Finanztest 2018 und 2019. Die durchschnittliche Bausparsumme erreichte im abgelaufenen Geschäftsjahr gut 50.000 Euro und lag damit 11,7 Prozent über dem Vorjahr – ein neuer Rekord in der Geschichte der Landesbausparkassen. Die Kunden haben also erkannt, dass sie einen wesentlich höheren Eigenkapitalbedarf durch die erheblich gestiegenen Immobilienpreise haben.
Insgesamt zählen die Landesbausparkassen zum Jahresende rund 8,5 Mio. Kunden und rund 10 Mio. Bausparverträge mit einem Volumen von 302 Mrd. Euro. Mit einem Marktanteil von rund 37 Prozent im Neugeschäft sind sie klar die Nummer 1 im Bausparmarkt.
Aus dieser für die Bauwilligen in Deutschland wichtigen Rolle heraus begrüßen wir die Stärkung der Wohneigentumsbildung, die von CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag vereinbart wurde. Mit der Einführung des Baukindergeldes hat die Große Koalition ein wichtiges Vorhaben bereits umgesetzt. Es wird zusätzlich 58.000 junge Familien in die Lage versetzen, Wohneigentum zu erwerben.
Andere Punkte aus dem Koalitionsvertrag auf dem Politikfeld Wohnen, die ebenfalls darauf abzielen, Bauherren und Käufer zu entlasten, sind noch offen. Dazu gehört das Vorhaben „Verbesserung der Wohnungsbauprämie“. Damit könnten wieder mehr Haushalte einen Anreiz bekommen, frühzeitig Geld für den späteren Wohneigentumserwerb auf die Seite zu legen und sich zugleich vor dem Risiko steigender Zinsen abzusichern.
Versicherungen der Sparkassen
Die Versicherungen der Sparkassen haben nach ersten Hochrechnungen im Geschäftsjahr 2018 Beitragseinnahmen auf stabil hohem Niveau von rund 21 Mrd. Euro erzielt. Der Geschäftsverlauf der Lebensversicherung war von einer Verschiebung des Neugeschäfts von klassischen Produkten hin zu Policen mit neuartigen Garantien sowie Produkten zum Einkommensschutz gekennzeichnet. Die Prämieneinnahmen bewegen sich mit etwa 9 Mrd. Euro auf ähnlichem Niveau wie 2017. Mit einem langfristig stabilen Marktanteil von etwa 10 Prozent sind unsere Versicherer einer der wichtigsten Produktgeber im deutschen Altersvorsorgemarkt.
Die Schaden- und Unfallversicherer konnten ihr Geschäft über alle Sparten auf knapp 9,4 Mrd. Euro leicht ausbauen. Besonders zu erwähnen ist die positive Entwicklung in der Wohngebäudeversicherung. In einem Versicherungszweig, in dem die Versicherungen der Sparkassen ohnehin klarer Marktführer sind, haben sie ihre starke Position weiter gefestigt.
Die Krankenversicherer der Sparkassen-Finanzgruppe, die Bayerische Beamtenkrankenkasse und die Union Krankenversicherung, steigerten ihr Beitragsvolumen auf rund 2,5 Mrd. Euro. Vor allem das Geschäft in der Zusatzvorsorge zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung hat sich erneut gut entwickelt. Hier belegen die Unternehmen eine führende Position. Insgesamt bilden unsere Krankenversicherer mit über drei Millionen Versicherten die drittgrößte private Krankenversicherungsgruppe in Deutschland.
Ausblick und Fazit
Meine Damen und Herren,
lassen Sie mich abschließend einen kurzen Ausblick auf Schwerpunkte in der Geschäftstätigkeit der Sparkassen in der Zukunft geben.
Als unsere zentrale Aufgabe sehen wir, auch künftig der direkte und wichtigste Partner für alle Finanzfragen der Menschen in Deutschland zu sein. Die Behauptung dieser Position wird die wichtigste Frage der Zukunft sein. Denn wer die Schnittstelle zum Kunden besetzt, wird auch von dort aus alle seine Geschäftsaktivitäten entwickeln können. In diesem Wettbewerb um die Nähe zum Kunden sind künftig nicht mehr andere Kreditinstitute, sondern vor allem große Digitalkonzerne unsere Wettbewerber – solche aus den USA, aber zunehmend auch staatlich kontrollierte Internetkonzerne aus China.
Wir wissen, dass es deren Strategie ist, sich in nahezu allen Wirtschaftsbereichen mit ihren Angeboten und Plattformen zwischen die Endverbraucher und die traditionellen Anbieter zu schieben. Wir glauben, dass darin eine große Herausforderung für unsere gesamte Volkswirtschaft liegt: Wenn europäische Verbraucher nicht nur geduldige Nutzer und europäische Unternehmen nicht nur geduldete Zulieferer werden wollen, muss um den exklusiven Zugang zum Kunden gekämpft werden. Diesen Kampf nehmen wir auf.
Wir glauben, dass wir mit unserem Kundenpotenzial im privaten und gewerblichen Bereich als einer der wenigen deutschen Anbieter das Potenzial haben, eine solche Strategie erfolgreich umsetzen zu können. Für uns ist deshalb wichtig,
- die Datenströme unserer Kunden so zu schützen und unseren Kunden zur Erleichterung ihres wirtschaftlichen Lebens so aufzubereiten, dass sie sich nicht der Datensammelwut Dritter aussetzen müssen.
- Wir wollen alle heute und künftig wichtigen Payment-Systeme so anbieten, dass Kunden sie nicht bei Dritten nutzen müssen.
- Und wir wollen unsere persönliche Beziehung zum Kunden durch Berater vor Ort und besondere Nähe ausbauen.
Der entscheidende Zugang zu diesem Angebot ist und bleibt das Girokonto.
Unsere S-App und die Internet-Filiale haben wir so aufgebaut, dass unsere Kunden alle finanziellen Angelegenheiten über eine Plattform erledigen können – auch die, bei denen sie sich für einen Wettbewerber entschieden haben. Für Übersicht sorgt dabei künftig die automatische Kategorisierung und die grafische Aufbereitung von Umsätzen. Und neben dem aktuellen Kontostand wird eine Prognose auch den zukünftigen Kontostand anzeigen – so weiß man heute schon, was man morgen noch ausgeben kann. Schrittweise werden wir in den nächsten Jahren neue digitale Angebote jenseits des reinen Bankings auf unserer Finanzplattform anbieten. Der Vertragscheck wird ab diesem Jahr dabei helfen, Abos zu verwalten und Kündigungsfristen einzuhalten.
Und die Steuererklärung wird zukünftig zwar weiterhin nicht auf einen Bierdeckel passen, aber direkt aus der Internet-Filiale heraus erstellt werden können. Stück für Stück wird das Online-Banking der eigenen Sparkasse also zur digitalen Schaltzentrale, an die weitere Funktionen angedockt werden können. Grundvoraussetzung dafür ist, dass wir möglichst viele Zahlungsvorgänge über unsere Systeme leiten; deshalb müssen wir Marktführer bei Payment-Lösungen sein und die gesamte Wertschöpfungskette aus eigener Kraft beherrschen.
Wichtig für unsere Strategie ist im Payment-Bereich vor allem, dass unsere Kunden die Wahlmöglichkeit haben, welche Bezahlmöglichkeiten sie nutzen wollen. Als Marktführer stellen wir uns deshalb hier ganz breit auf.
Im letzten Jahr haben wir das mobile Bezahlen mit Android-Smartphones im Einzelhandel ermöglicht: Im Januar 2019, also schon wenige Monate nach dem Start, konnten wir hier die Millionste Transaktion (seit dem Start) vermelden – ein toller Wert für eine im Markt zu der Zeit noch völlig neue Zahlungsart. Und wir wollen noch in diesem Jahr auch Sparkassen-Kunden mit iOS-Geräten mobiles Bezahlen ermöglichen: Wir führen dazu sehr positive Gespräche mit Apple und hoffen, diese bald zum Abschluss bringen zu können.
2018 waren wir die erste und größte Institutsgruppe Deutschlands und Europas, die Echtzeitüberweisungen angeboten hat. Mittlerweile führen Sparkassen-Kunden täglich rund 60.000 Echtzeitüberweisungen durch – im ganzen Januar 2019 waren es 1,95 Millionen. Und wir erwarten weiterhin ein enormes Wachstum – jetzt, wo weitere Banken nachziehen und ebenfalls Echtzeitüberweisungen anbieten. In diesem Jahr werden Sammelüberweisungen in Echtzeit möglich werden. Das wird der Technologie einen neuen Schub geben, weil dann große Zahlstellen, etwa Rentenversicherungen, die Zahlungen punktgenau steuern können. Wir denken, dass die Echtzeittechnologie uns auch im Online-Handel und am Point-of-Sale noch wettbewerbsfähiger macht. Viele unnötige und zu Lasten des Handels und der Verbraucher mitverdienende Intermediäre werden damit überflüssig.
Kwitt, unsere Handy-zu-Handy-Bezahlfunktion, ist im vergangenen Jahr auch von den Genossenschaftsbanken und einer ganzen Reihe mittlerer und kleinerer Privatbanken übernommen worden. Inzwischen ist Kwitt mit 1,3 Mio. registrierten Nutzern Marktstandard für Peer-to-Peer-Zahlungen in Deutschland. Wir stellen dieses System allen anderen Anbietern des deutschen Markts diskriminierungsfrei und partnerschaftlich zur Verfügung. Kwitt wird zudem Schritt für Schritt europäisch werden, indem es Schnittstellen mit anderen bestehenden Systemen erschließt.
Die Zukunft unseres Kerngeschäfts wird über Daten, Datenplattformen und Datenströme entschieden. Sie helfen uns dabei, den künftigen Bedarf unserer Kunden zu erkennen und passende Angebote zu entwickeln.
Bei aller digitalen Innovationskraft bleiben wir aber immer Sparkasse. Wir sind in der Region Zuhause und in rund 13.000 Filialen für unsere Kunden da.
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