Geldpolitik: Krisenmaßnahmen sind keine Dauerinstrumente

29.09.2020 - Standpunkt der Chefvolkswirte

Die Geldpolitik hat die Fiskalpolitik in der Corona-Pandemie wirksam unterstützt.
Das Übergreifen der realwirtschaftlichen Schwierigkeiten auf den Finanzsektor wurde bisher verhindert. Jetzt gilt es darauf zu achten, dass die Volkswirtschaften nicht auf Dauer abhängig von diesen Sondermaßnahmen aus der akuten Krisensituation werden. Eine perspektivische Normalisierung muss konzipiert und signalisiert werden.

  • Im Euroraum dürfen die Leitzinsen nicht weiter gesenkt werden.
  • Der zusätzliche Liquiditäts- und Kreditbedarf des Unternehmenssektors wurde befriedigt, die Geldmenge M3 liegt heute um etwa zehn Prozent über ihrem Vorjahresstand. Die Zunahme der Staatsverschuldung um zweistellige Prozentsätze in diesem Jahr führte nicht zu einem Zinsanstieg auf den Kapitalmärkten.
  • Die Preise für Vermögensgüter haben sich wieder in etwa auf ihre Ausgangsniveaus vor der Corona-Krise stabilisiert. Sie senden damit Vertrauenssignale in die Realwirtschaft.
  • Entscheidend bleibt: Die entstandene hohe Überschussliquidität wird weiter zunehmen und kann nicht direkt zurückgeführt werden. Eine Erhöhung der Freistellung vom negativen Einlagezins im „Tiering“- System sollte daher jetzt zeitnah folgen. Das würde die Ertragskraft der Kreditinstitute stärken, die Liquiditätssteuerung verbessern und sich daher positiv auf die Kreditvergabefähigkeit an die Realwirtschaft auswirken.

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