Diagnose Mittelstand 2022: Inflation, Lieferengpässe, steigende Energiepreise – herausfordernde Zeiten für den Mittelstand
Deutscher Mittelstand zwischen Hoffnung und Skepsis
Deka-S-Finanzklima im 3. Quartal 2022
Das S-Finanzklima ist mit 58,4 Punkten zu Beginn des zweiten Halbjahres 2022 weiter rückläufig. Dies ist der dritte Rückgang in Folge und der niedrigste Wert für den S-Finanzklimaindex in seiner (noch jungen) Historie. Die Eintrübung wird wesentlich von den rückläufigen Konjunkturerwartungen getragen, die sich mit Blick auf die Energieversorgung im Winter nochmals deutlich abschwächten. Mittlerweile wird die gegenwärtige Inflations- und Energiekrise als ähnlich gravierend eingeschätzt wie die Coronakrise im Jahr 2020. Bislang dominieren allerdings die Befürchtungen und noch nicht tatsächliche Geschäftseinbrüche.
Herausforderung für den Mittelstand
Der Wind hat sich gedreht. Statt einer erwarteten wirtschaftlichen Erholung nach der Überwindung der schlimmsten Folgen der Corona-Pandemie kam es Anfang 2022 zum Krieg in der Ukraine. Die Folgen: weltweit steigende Lebensmittel- und Energiepreise sowie eine weitere Verschärfung der bereits durch die Corona-Pandemie entstandenen Lieferkettenprobleme. Die Auswirkungen auf die mittelständischen Kunden der Sparkassen sind durchaus beachtlich. Das wurde bei einer Umfrage des DSGV unter den Gewerbekundenbetreuern der Sparkassen deutlich. Mehr als die Hälfte der KMU-Kunden sind direkt von Lieferkettenproblemen betroffen. Während im letzten Jahr ca. 51 % der gewerblichen Mittelstandskunden davon ausgingen, dass sich ihre Geschäftslage nach dem Abflauen der Corona-Pandemie verbessert und über 43 % weder eine Veränderung noch eine Verschlechterung sahen, geben heute mehr als 40 % an, dass sich die tatsächliche wirtschaftliche Situation innerhalb der letzten zwölf Monate verschlechtert hat. Der Ausblick hat sich komplett umgekehrt. Mehr als 80 % der KMU gehen jetzt von einer weiteren Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage bis Ende 2023 aus.
Hoffnung und Skepsis
Nach fast zwei Jahren Corona-Pandemie war die Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung ab dem Frühjahr 2022 groß. Doch seit Februar 2022 versetzt der Ukraine-Krieg dem deutschen Mittelstand einen weiteren schweren Schlag. Die seitdem vorherrschende Gemengelage aus stark gestiegenen Energiekosten, Inflation, schwindender Kaufkraft, großen Unsicherheiten hinsichtlich der Energieversorgung, anhaltendem Krieg und weltweiten geopolitischen Spannungen hat die Stimmung im deutschen Mittelstand sehr eingetrübt. Weit mehr als drei Viertel der Befragten erwarten für die nächsten zwölf Monate eine Verschlechterung der Geschäftslage der KMU. Das ist eine klare Umkehr von der verhalten optimistischen Stimmungslage des vergangenen Jahres zu einer derzeitigen beunruhigenden Stimmungslage.
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