Merkel: „Sparkassen müssen die gute Seele eines Ortes bleiben“
Ein Plädoyer für wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenarbeit hat Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem 26. Sparkassentag in Hamburg abgelegt. Vor rund 2500 Zuhörern betonte sie wenige Tage vor der Europawahl am 26. Mai die Bedeutung, „globale Probleme auch global zu lösen“.
Schon die Finanzkrise habe man nur überwunden, weil man auf der Ebene der G 20 zusammengearbeitet hätte. „Die Gemeinsamkeit und Zusammenarbeit ist seitdem auf globaler Ebene nicht einfacher geworden. Es ist schwierig die Welt heute überhaupt noch zum gemeinsamen Handeln zu bewegen“, so Merkel: „Wir müssen daher alle gemeinsam begründen, warum es auch in Zukunft wichtig ist, international zusammenzuarbeiten“.
Europa müsse dabei Anstrengungen unternehmen, auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein. „Wir sind oft nicht innovativ und schnell genug, da müssen wir besser werden“, mahnte die Bundeskanzlerin. Europa könne aber nur gemeinsam vorangehen. „Wenn wir wertegeleitet Dinge umsetzen wollen“, so Merkel, „dann müssen wir gemeinsam handeln.“
Die Digitalisierung und das Thema Sustainable Finance sieht Merkel als wesentliche Herausforderungen für den deutschen Bankensektor. Sie kündigte an, die Bundesregierung wolle Deutschland zu einem führenden Sustainable-Finance-Standort machen. Die Anreize, in nachhaltige Projekte zu investieren, reichen ihrer Ansicht nach noch nicht aus. „Nachhaltige Finanzinstrumente müssen gestärkt werden“.
Die Digitalisierung, mahnte Merkel müsse so gestaltet werden, dass die Menschen mitgenommen würden. Sparkassen müssten Digitalisierung so beherrschen, „dass man nicht überall die Filialen schließt“. Zwar sei nicht absehbar, wie sich Kunden zwischen FinTechs und BigTechs bewegten, doch die Sparkassen müssten sicherlich innovativ sein und Prozesse an moderne Technologien anpassen. Damit Deutschlands Banken und Sparkassen mit internationalen Digitalkonzernen mithalten können, unterstützt die Bundesregierung nach Merkels Worten auch eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Institutsgruppen.
Die Sparkassen leisteten einen wichtigen Beitrag für die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Deutschland lobte Merkel - und appellierte an die versammelten Vorstände und kommunalen Träger der Sparkassen: „Bitte bleiben sie der Fläche gewogen – das ist ganz, ganz wichtig!“ Die Sparkassen seien eine wichtige Stütze der deutschen Gesellschaft, erklärte die Bundeskanzlerin und bekannte sich – wie schon bei früheren Sparkassentagen – klar zum Drei-Säulen-Modell der deutschen Kreditwirtschaft: „Wir müssen uns die Vielfalt im deutschen Bankensektor nicht nur leisten, wir sollten sie uns auch leisten.“
Dabei betonte die Bundeskanzlerin ausdrücklich das große Vertrauen, das Sparkassen in der Öffentlichkeit genössen. Es sei den Instituten gelungen, viel Vertrauen über die schwierige Zeit der Finanzmarktkrise zu erhalten. Mit diesem Vertrauen müssten die Institute nun pfleglich umgehen. „Sparkassen müssen die gute Seele eines Ortes bleiben; nur Effizienzgewinne helfen nicht weiter. Wir wollen, dass Sie Ihrer Region verbunden bleiben.“