Wertpapierrichtlinie: Lästig, hinderlich und teuer
Mit der Wertpapierrichtlinie MiFID II hat der EU-Gesetzgeber offenbar deutlich über das Ziel hinaus geschossen: Kunden fühlten sich durch die Fülle an Informationen überfordert und verunsichert, zeigt jetzt die „Auswirkungsstudie MiFID II/MiFIR und PRIIPs-VO“, die Stephan Paul, Professor für Finanzierung und Kreditwirtschaft an der Ruhr-Universität Bochum, im Auftrag der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) durchgeführt hat.
Viele Anleger wollten selbst entscheiden, ob sie auf bestimmte Informationen, zum Beispiel sich ständig wiederholende Kosteninformationen, verzichten oder ob sie, etwa bei telefonischen Orders, nur nachträglich informiert werden wollen. Die vollumfassende Information und das Nachhalten von Kundengesprächen empfänden viele Anleger als lästig, manche sogar als hinderlich, hatte Dr. Karl-Peter Schackmann-Fallis, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, schon vor einigen Wochen betont.
Um die europäischen Regulierungsvorgaben von MiFID II/MiFIR sowie der Verordnung zur Einführung von Basisinformationsblättern (PRIIP-VO) zu erfüllen, seien im Schnitt pro Institut Kosten von rund 3,7 Millionen Euro angefallen, zeigt die Studie im Auftrag der DK. Hochgerechnet auf die rund 1600 deutschen Institute lägen die Gesamtkosten damit bei bis zu sechs Milliarden Euro. Gemeinsam warnen die deutschen Banken und Sparkassen vor einem Rückgang des Beratungsangebotes: „Die starre Regulierung führt dazu, dass Beratung nur noch in ausgewählten Filialen angeboten wird“, bemängelt Ruhr-Uni-Professor Stephan Paul in seiner Studie.